Alte Tischlerei wird Brauwerkstatt

In der Hermannstraße in Bonn-Beuel befand sich über 80 Jahre lang die Schreinerei Steinhauer. Hier hat mein Vater bei seinem Onkel das Tischlerhandwerk erlernt. Nach dem Tod seines Onkels – mittlerweile selbst Schreinermeister – übernahm er die Schreinerei. Ich habe das Gebäude dann 2014 größtenteils zu Mietwohnungen umgebaut. Einen kleinen Teil der ursprünglichen Werkstatt hat mein Vater aber bis zu seinem Tod immer noch genutzt. Da ich kein Schreiner geworden bin und diese kleine Werkstatt nicht wirklich nutzen konnte, habe ich mich 2021 entschlossen, daraus einen Probier-, Brau- und Kühlraum für Bier zu machen.

Mein Vater in seiner Werkstatt
Diese rüstigen Alt-Schreiner haben die Maschinen ins Museum gebracht

Erst mussten wir die schweren Maschinen aus der Werkstatt räumen. Die waren teilweise so alt, dass sich ein Sägereimuseum in Norddeutschland dafür interessierte. Nach einigen Telefonaten kamen vier rüstige Rentner aus dem Kreis Cloppenburg nach Bonn und haben die Maschinen selbst abgeholt. Im Museum in Gehlenberg sind die Maschinen heute aufgestellt und können bewundert werden.

Schwieriger Umbau

Nachdem die Maschinen weg waren, haben wir mit dem eigentlichen Umbau begonnen. Das alte Büro meines Vaters ist jetzt ein großer Kühlraum für Fass- und Flaschenbier. Die größte Herausforderung war der ehemalige Lackierraum. Hier mussten wir alles von Grund auf neu machen: Boden, Wände, Decke, Strom- und Wasserleitungen. Da kein Abfluss vorhanden war, musste ich einen Bodenabfluss durch die Kellerdecke legen und dort eine Hebeanlage für das Abwasser installieren.

Fertigstellung im Mai 2022

Im Frühjahr 2022 ist der Traum in Erfüllung gegangen und ich habe die “Brauwerkstatt Bonn“ nach ca. einjähriger Umbauzeit mit einer Party eröffnet. Nun habe ich vier Brauplätze zur Verfügung und kann dort auf verschiedenen Kesseln, Einkochern und Malzrohsystemen zwischen 20 und 50 Liter Bier brauen. Außerdem gibt es eine Malzmühle, einen Gegendruck-Flaschenfüller und eine Küche mit Spüle, Induktionsherd und Geschirrspüler. Direkt neben dem Brauraum befindet sich der große Verkostungsraum und der Zugang zum schönen Garten, der im Sommer auch genutzt werden kann.

Vier Brauplätze, Outdoor-Bereich, Kühlraum und Tastingraum

Brauen mit den Hoppy Friends

Zunächst habe ich in der Brauwerkstatt die alte Tradition des Reihebrauens wiederbelebt. Früher brauten verschiedene Familien eines Dorfes oft in Gemeinschaftsbrauhäusern. Jeder brachte seinen eigenen Gärbehälter mit und nahm einen Teil der gemeinsam gebrauten und noch unvergorenen Bierwürze nach Hause mit. Dort wurde die Würze dann nach dem jeweiligen Hausrezept – also mit einer eigenen Hefe und weiteren Zutaten fertig vergoren. In Oberfranken ist diese Tradition mit dem Zoiglbier immer noch in einigen Dörfern lebendig. Wenn das Bier fertig ist, hängt die Familie den Zoiglstern aus dem Fenstern und zeigt damit an, dass das Bier von allen probiert werden kann.

Mit einigen Heim- und Craftbier-Brauern aus der Region habe ich 2021 das Hoppy Friends Netzwerk gegründet. Viele der Mitglieder sind ehemalige Teilnehmer meiner Braukurse für Einsteiger. Mit den Hoppy Friends veranstalte ich regelmäßig solche Reihebrau-Events in der Brauwerkstatt. Mitglied kann jeder werden, der sich für Bier interessiert. Es gibt auch eine Whatsapp-Gruppe in der sich rege über das gemeinsame Hobby ausgetauscht wird. Schickt mir einfach eine E-Mail.

Verkostungen und Braukurse

In der Brauwerkstatt finden mittlerweile auch die meisten meiner Tastings sowie alle Braukurse und Cocktail-Workshops statt. Nach der Schließung meines Ladenlokals in der Bonner Altstadt konzentriere ich mich ganz auf die Brauwerkstatt und biete dort neben Tastings und Workshops auch einmal im Monat einen Werksverkauf mit meinen eigenen Bieren und ausgewählten anderen Bieren an.

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